Konflikte gehören zum Leben – sei es im Büro, im Team oder in persönlichen Beziehungen. Doch während manche Konflikte sich fast von selbst lösen, eskalieren andere und hinterlassen Frustration, Spannungen oder gar langfristige Schäden. Warum passiert das? Die Antwort liegt oft darin, wie früh und wie geschickt wir uns ihnen stellen.
Im Podcast „Gut zu wissen“ der Tiroler Tageszeitung erklärt Proconsens.at Senior-Partnerin Annette Behrendt, warum Konflikte frühzeitig angegangen werden sollten und welche Strategien Führungskräfte nutzen können, um sie souverän zu lösen.
Konflikte eskalieren meist nicht plötzlich. Oft sind sie das Ergebnis von Missverständnissen, unausgesprochenen Erwartungen oder kleinen Spannungen, die mit der Zeit an Intensität zunehmen. Indem wir diese Anzeichen früh erkennen und proaktiv handeln, können wir nicht nur das unmittelbare Problem lösen, sondern langfristig auch bessere Beziehungen und eine stärkere Vertrauenskultur schaffen.
Warum Konflikte frühzeitig angehen?
Ein kleiner Konflikt kann wie ein Funke sein, der mit der Zeit zu einem Feuer heranwächst, wenn niemand ihn löscht. Deshalb ist es entscheidend, Probleme nicht aufzuschieben, sondern sie so früh wie möglich anzusprechen.
Wie gelingt das? Indem Sie sich auf Ihr Gegenüber einstellen und verstehen, was es wirklich will:
„Es hilft, sich früh zu fragen: ‚Was will die andere Person, und wie kann ich sie abholen?‘“
Durch diese Haltung können Sie Konflikte oft entschärfen, bevor sie sich überhaupt zu einem Problem entwickeln. Dies erfordert jedoch Übung und eine gewisse Sensibilität. Besonders hilfreich ist es, aktiv zuzuhören und sich zu fragen: „Was steht hinter den Worten meines Gegenübers?“ Oft liegt die wahre Ursache eines Konflikts tiefer, zum Beispiel in unklaren Rollen oder unbefriedigten Bedürfnissen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Stellen Sie sich vor, ein Teammitglied wirkt plötzlich gereizt und weniger kooperativ. Der offensichtliche Konfliktpunkt mag in einer Diskussion über Fristen liegen, doch die wahre Ursache könnte eine Überlastung oder das Gefühl mangelnder Wertschätzung sein. Wer hier frühzeitig zuhört und nachfragt, kann die Situation oft schnell entschärfen.
Praktische Tipps für souveräne Konfliktbewältigung
Wie können Sie konkret handeln? Hier sind drei sofort umsetzbare Tipps aus dem Podcast:
1. Power Posing für mehr Selbstbewusstsein
Wenn ein schwieriges Gespräch bevorsteht, starten Sie mit Power Posing. Zwei Minuten reichen aus, um Ihre Haltung und sogar Ihren Hormonspiegel zu verändern:
„Zwei Minuten Power Posing können nicht nur Ihre Haltung, sondern auch Ihren Hormonspiegel verändern – und plötzlich treten Sie ganz anders auf.“
Diese Technik hilft nicht nur, selbstbewusster zu wirken, sondern auch, innere Anspannung zu reduzieren. Gerade vor Gesprächen, die Ihnen persönlich wichtig sind, kann ein selbstbewusstes Auftreten den Unterschied ausmachen.
2. Klare Aussagen treffen
Unsichere Formulierungen wie „Vielleicht könnten wir …“ oder „Wäre es möglich, dass …?“ untergraben Ihre Botschaft. Setzen Sie stattdessen auf klare, selbstbewusste Aussagen:
„Ich möchte das [Punkt & Pause].“
Besonders in Verhandlungen oder kritischen Gesprächen zeigt ein klares Auftreten, dass Sie wissen, was Sie wollen – und das schafft Respekt.
3. Innere Überzeugung stärken
Überzeugungskraft beginnt mit Ihrer inneren Haltung. Bevor Sie ein Gespräch führen, fragen Sie sich: „Bin ich von meiner Position wirklich 100% überzeugt?“ Wenn Ihre innere Haltung klar ist, werden Sie automatisch souveräner auftreten.
Zusätzlicher Tipp: Überlegen Sie vor einem Gespräch, welche potenziellen Einwände Ihr Gegenüber haben könnte, und bereiten Sie überzeugende Argumente vor. Dies gibt Ihnen Sicherheit und stärkt Ihre Position.
Langfristige Überzeugung statt Eskalation
Manche Menschen glauben, dass sie nur durch Lautstärke oder Dominanz überzeugen können. Doch das Gegenteil ist oft der Fall: Langfristig wirkt ein leises, aber sicheres Überzeugen nachhaltiger.
„Selbstbewusstsein beginnt mit der inneren Überzeugung: ‚Ich weiß, ich bin mehr wert, und das sind die Gründe.‘“
Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre Interessen aufgeben sollen – im Gegenteil. Aber es zeigt, dass Sie langfristig erfolgreicher sind, wenn Sie Ihren Standpunkt mit Ruhe und Klarheit vertreten, statt mit Aggression oder Lautstärke zu überfahren.
Ein weiterer Ansatz für langfristigen Erfolg: Lernen Sie, zwischen Positionen und Interessen zu unterscheiden. Eine Position („Ich möchte diese Deadline ändern“) mag unverhandelbar wirken, doch die dahinterliegende Interessenebene („Ich brauche mehr Zeit für Qualität“) kann oft überraschend lösungsorientiert verhandelt werden.
Fazit
Konflikte frühzeitig anzugehen, erfordert Mut und Übung, doch es lohnt sich. Mit kleinen Veränderungen in der Kommunikation – wie klaren Aussagen, bewusster Körpersprache und innerer Überzeugung – können auch Sie souverän Konflikte lösen und gleichzeitig das Vertrauen Ihrer Mitmenschen gewinnen.
Wenn Sie noch mehr spannende Tipps und Einblicke hören möchten, schalten Sie unbedingt in die Podcast-Folge „Gut zu wissen“ ein.
Hier geht es zum Podcast "Gut zu wissen" mit Annette Behrendt: https://www.tt.com/artikel/30895907/wie-man-einen-konflikt-im-gespraech-loest-und-eine-eskalation-vermeidet
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