Groß ist das neue Bescheiden, natürlich zum Wohl der Kinder.
Als Eltern wollen wir für unsere Kinder nur das Beste. Besonders zum Schulanfang. Aber ist das Beste immer das Richtige? Investitionen in teure, oft unnötige Produkte, sollen den vermeintlich besten Start der Kinder gewährleisten. Doch Konsumzwang und übermäßige Fürsorge kann zu Konflikten zwischen Eltern und Kindern führen. Und zu Haltungsschäden.

Seit drei Wochen sind sie wieder auf der Straße, die Monster-Bags: Schultaschen, die so groß sind, dass selbst ein Sherpa nach hinten kippen würde.
Ich habe bei meinem Neffen einen Blick in ein solches Monster gemacht. Arbeitsblätter und Hefte machen nur einen geringen Teil aus. Das Meiste bleibt in der Schule. Aber da wären:
Die Bento-Box für die gesunde Jause, die in der Schule gegen eine Packung Kinder-Pinguin getauscht wird – zum Glück gibt es noch Eltern, die glauben, dass Milch mit Schokomantel die tägliche Dosis Kalzium bringt.
Dann die unverzichtbare 1-l-Trinkflasche mit den Aromen von Waterdrop (um 50 Eur, wohlgemerkt ohne Waterdrop, schließlich möchte man ja später auch noch etwas verdienen), die Kleinen könnten ja in den 4 Stunden dehydrieren oder gar vom Wasserhahn des Schulklos trinken.
Und das Federpennal (was für ein antiquierter Ausdruck) mit 3 Fächern in der Größe einer mittleren Damenhandtasche. Wozu bei einem Taferlklassler da schon ein Zirkel drin sein muss, erschließt sich mir nicht.
Regenschutz natürlich von Paw Patrol, Kuscheltier, Sammelalbum ....
Damit die Schultasche nicht auf den Stützapparat drückt, benötigt es die neueste Technologie. Und die hat ihren Preis. Dass wir künftig Haltungsturnen als Pflichtfach einführen sollten, werden wir wohl erst zu spät bemerken.
Aber damit nicht genug. Haben Sie es auch beobachtet? Wie zur Einschulung der Taferlklassler üblich, versenden die stolzen Eltern Fotos ihrer Kinder – haben wir alle gemacht. Schöne Erinnerung. Was mir jedoch auffällt, ist, dass die Tüten immer größer werden, in vielen Fällen die Kinder sogar überragen.
Auch die SUVs der begleitenden Eltern wachsen parallel zur Erd-Erwärmung. Wussten Sie, dass z.B. der BWM X3 in den letzten 15 Jahren um 18,6 cm länger geworden ist? Ein Kind den Öffis auszusetzen, gilt heute als Vernachlässigung und wird mit Nicht-Einladung zu Kindergeburtstagen geahndet.
So weit, so gut. Aber wo ist hier der Konflikt? Lassen wir dabei das Randthema Klimaschutz außen vor. Konzentrieren wir uns nur mal auf mögliche Konflikte, die wir durch übersteigertes Konsumverhalten bei Kindern verursachen könnten. Übermäßige Erwartungen: Eltern könnten erwarten, dass ihre Kinder die teuren und unnötigen Gegenstände schätzen oder benutzen. Kinder könnten jedoch das Gefühl haben, dass der Fokus auf Konsum statt auf ihre eigentlichen Bedürfnisse gelegt wird.
Druck und Stress: Kinder könnten sich überfordert fühlen, den sozialen und materiellen Erwartungen ihrer Eltern gerecht zu werden, was zu Stress oder Ablehnung führen kann.
Abwehr gegen „Überbehütung“: Eltern, die zu viele Vorsichtsmaßnahmen treffen (z.B. riesige Trinkflaschen, Begleitung zur Schule), könnten Widerstand und Rebellion ihrer Kinder provozieren, die sich dadurch eingeschränkt oder überwacht fühlen.
Soziale Anpassung: Kinder könnten den Druck spüren, mit den Konsumtrends ihrer Mitschüler Schritt zu halten, was zu Frustration führen könnte, wenn sie das Gefühl haben, durch ihre Eltern in Konkurrenzsituationen gebracht zu werden.
Lassen wir Kindern doch ihre Kindheit. Lernen wird niemals leichter sein als in dieser Phase. Und stürzen wir sie nicht in Konflikte.
Konflikt-Barometer
Involvierte Personen: | 🧨 |
Eskalation: | 🧨 |
Relevanz: | 🧨🧨 |
Mögliche Empathie: | 🕊🕊 |
Lösungsoptionen: | 🕊🕊🕊 |
Erzielbarer Kompromiss: | 🕊🕊 |
Das Konflikt-Barometer ist der nicht wissenschaftliche Versuch einer Bewertung von Konfliktsituationen. Es können je nach Ausprägung bis zu 3 Dynamitstangen bzw. Friedenstauben vergeben werden.
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