Die 10 größten Fehler im Konfliktmanagement.
- Jürgen Dostal

- 14. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Das „Nicht-Sehen-Wollen“ ist einer der größten Fehler im Konfliktmanagement. Und er ist bei Weitem nicht der einzige. In meiner Staffel zu den „10 größten Fehlern im Konfliktmanagement“ habe ich typische Stolperfallen beleuchtet, die in vielen Organisationen zu beobachten sind.
Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem Vorstandsmitglied eines großen Unternehmens. Auf meine Frage, wie er die Konfliktkultur in seiner Organisation einschätze, lehnte er sich entspannt zurück, lächelte und sagte:
„Konflikte? Bei uns gibt es so etwas nicht.“

Ein Satz, der für mich sinnbildlich ist: Nach außen wirkt alles harmonisch, Meetings verlaufen geordnet, die Zahlen stimmen – und doch spürt man im Hintergrund Spannungen, unausgesprochene Vorwürfe und stille Frustration. Konflikte werden nicht wahrgenommen, weil man sie nicht wahrnehmen will.
Hier ein Überblick zu den häufigsten Gründen, warum Konflikte still sind, d.h. sie werden nicht offen ausgesprochen, werden sprichwörtlich unter den betrieblichen Teppich gekehrt, wo sie vor sich hingären. Die Folge: erhöhte Krankenstände und Fluktuation.
1. „Die Mitarbeiter sollen das unter sich ausmachen.“
Viele Führungskräfte ziehen sich zurück, wenn Spannungen im Team auftreten. Der Gedanke: Erwachsene Menschen müssen ihre Konflikte selbst lösen können. Was gut gemeint ist, führt aber oft zu verhärteten Fronten. Konflikte sind Team- und Führungsthemen – und brauchen deshalb auch einen klaren Rahmen.
2. „Die Lösung ist gefunden – weiter geht’s.“
Manchmal wird nach einer hitzigen Diskussion eine Lösung vereinbart – und sofort zum Tagesgeschäft übergegangen. Doch ohne Nachsorge und Erfolgssicherung verpufft der Effekt. Nachhaltigkeit entsteht nur, wenn Vereinbarungen überprüft und Fortschritte begleitet werden.
3. „Wir warten noch – das erledigt sich schon.“
Zuwarten ist einer der größten Fehler im Konfliktmanagement. Je länger Spannungen ignoriert werden, desto mehr verfestigen sie sich. Frühzeitiges Ansprechen ist meist weniger schmerzhaft als das Aufräumen nach Monaten des Schweigens.
4. „Der Manager macht das schon.“
Wenn Führungskräfte meinen, sie müssten selbst als Konfliktlöser auftreten, geraten sie oft in die Falle. Ihre Aufgabe ist nicht, Lösungen vorzuschreiben, sondern den Prozess zu moderieren – damit die Beteiligten selbst tragfähige Lösungen entwickeln können.
5. „Wer den Konflikt anspricht, ist der Störenfried.“
Oft wird die Person, die auf Missstände hinweist, zum Buhmann gemacht. Damit verschiebt sich das Problem: Statt den Konflikt zu bearbeiten, wird die Botschafterin oder der Botschafter zum Problem erklärt. Das verhindert jede echte Lösung.
6. „Wir suchen den Schuldigen.“
In vielen Organisationen steht sofort die Frage im Raum: Wer ist schuld? Dieses Denken blockiert konstruktive Lösungen, weil es Menschen in Verteidigungshaltung zwingt. Sinnvoller ist die Frage: „Wie sind wir hierhergekommen – und wie kommen wir gemeinsam wieder raus?“
7. „Es liegt an der Person.“
Konflikte werden zu oft personalisiert – und an Charaktereigenschaften festgemacht. Dabei übersehen wir, dass es meist Strukturen, Prozesse oder Missverständnisse sind, die den Konflikt antreiben. Wer den Blick weitet, schafft bessere Lösungen.
8. „Das schieben wir mal.“
Auf die lange Bank geschobene Konflikte entwickeln eine eigene Dynamik. Aus kleinen Irritationen werden große Brüche. Deshalb gilt: Lieber heute einen ersten Schritt machen, als morgen den großen Knall riskieren.
9. „Ach, das ist doch nicht so schlimm.“
Konflikte nicht ernst zu nehmen, sie herunterzuspielen oder gar ins Lächerliche zu ziehen, ist ein häufiger, aber gefährlicher Fehler. Wer so handelt, verletzt Menschen doppelt: Sie fühlen sich nicht ernst genommen und bleiben mit ihrer Belastung allein.
10. „Konflikte? Haben wir hier nicht.“
Die ultimative Vermeidungsstrategie: Konflikte einfach leugnen. Doch das Verdrängen schafft keine Harmonie – es führt nur dazu, dass Spannungen unter der Oberfläche weiterwachsen. Ignorieren ist daher keine Lösung, sondern der größte Fehler von allen.
Fazit
Konflikte sind unvermeidlich – doch wie wir mit ihnen umgehen, macht den Unterschied. Verdrängung, Schuldzuweisung oder Bagatellisierung führen unweigerlich in die Sackgasse. Ein professionelles Konfliktmanagement setzt dagegen auf frühzeitiges Ansprechen, Moderation statt Bevormundung und die konsequente Sicherung nachhaltiger Lösungen.
Mit dem Abschluss dieser Staffel endet ein spannender Rundgang durch die „10 größten Fehler im Konfliktmanagement“. Doch eines ist klar: Das Thema bleibt aktuell – und es gibt noch viele weitere Facetten, die wir gemeinsam beleuchten können.
👉 Wenn Sie wissen möchten, wie es um die Konfliktkultur in Ihrem Unternehmen steht, lade ich Sie herzlich zu einem persönlichen Gespräch ein. Gemeinsam analysieren wir die aktuelle Situation – und entwickeln konkrete Schritte für ein Arbeitsumfeld, in dem Konflikte nicht lähmen, sondern Lösungen fördern.




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