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Fexting – Wenn digitale Kommunikation zur Konfliktfalle wird.

Manchmal reicht eine Nachricht und schon eskaliert etwas, das nie so gemeint war.

Der Begriff „Fexting“ ist (noch) nicht so geläufig wie „Sexting“, aber genauso relevant. Bei dem Begriff handelt es sich um ein „Kofferwort“, das sich aus den Bausteinen „fighting“ (Deutsch: „streiten“) und „texting “ (Deutsch: „jemandem eine Textnachricht schreiben“) zusammensetzt. Grob gesagt meint der Begriff „Fexting“ also das Austragen einer Auseinandersetzung per Textnachrichten.


Das Problem beginnt schon beim Schreiben und Senden emotional aufgeladener Nachrichten per Chat, E-Mail oder Messenger. Worte, die im Affekt getippt werden, treffen ohne Zwischenton, ohne Blickkontakt, ohne Mimik auf den Adressaten und entfalten oft eine Wirkung, die so nie beabsichtigt war – zumindest oft nicht in der Härte, wie sie beim Empfänger ankommt.


    Christiana Scholz: Warum Sie bei emotionalen Nachrichten besser das persönliche Gespräch suchen sollten.
Christiana Scholz: Warum Sie bei emotionalen Nachrichten besser das persönliche Gespräch suchen sollten.

Aus einfachem Texting kann manchmal recht plötzlich Fexting entstehen, weil Emotionen, Missverständnisse oder Verletzungen eskalieren.

Vielleicht kommt Ihnen die eine oder andere der folgenden Situationen bekannt vor oder ist Ihnen schon mal passiert?

  • impulsive Reaktionen in einem Streit

  • ironische oder sarkastische Kommentare, die missverstanden werden

  • überhitzte Nachrichten als Ventil für Ärger oder Frustration

  • Gruppen-Chats, in denen sich schnell Fronten bilden


Das Problem: Digitale Kommunikation lässt keinen Raum für Tonfall, Mimik und Gestik. Das Gehirn muss interpretieren und greift dabei auf Erfahrungen, Stimmungen oder Annahmen zurück. So entstehen Konflikte oft dort, wo eigentlich gar keine sein müssten.


In einer Zeit, in der digitale Kommunikation unser tägliches Miteinander prägt – privat wie beruflich –, ist Fexting längst kein Randphänomen mehr. Es ist ein regelrechter Konfliktbeschleuniger und ein Spiegel unserer Kommunikationskultur.

 

Warum Fexting Konflikte verschärft?

Digitale Kommunikation ist schnell, praktisch – und oft gnadenlos direkt. Gerade das macht sie so gefährlich, besonders wenn Emotionen im Spiel sind. Eine Nachricht ist in Sekunden getippt, doch ihre Wirkung kann Tage oder sogar Wochen nachhallen. Fexting entfaltet seine Sprengkraft vor allem deshalb, weil in Textnachrichten all das fehlt, was in einem echten Gespräch mitschwingt: der Tonfall, der Blick, das Zögern, das Lächeln. So entstehen leicht Missverständnisse, die sich wie ein Funke in trockenem Gras ausbreiten. Aus kleinen Irritationen werden manchmal recht schnell ganz große Konflikte. Zum Beispiel:


  1. Missverständnisse: Ein einfaches „Klar, mach das“ kann als Zustimmung oder als genervter Befehl verstanden werden. Ohne nonverbale Hinweise fehlt der emotionale Kontext.

  2. Emotionale Eskalation: Reaktionen im Affekt lösen Gegenreaktionen aus. Aus einer kleinen Irritation wird schnell ein digitaler Schlagabtausch.

  3. Gruppendynamik: In Team- oder Familienchats reicht ein unbedachter Kommentar, um Spannungen oder Spaltungen zu erzeugen. Was als Spaß gemeint war, wirkt plötzlich verletzend.

  4. 4. Dauerhafte Spuren:Texte bleiben. Screenshots, Weiterleitungen, Chatverläufe – was einmal gesendet wurde, lässt sich kaum zurückholen. Ein impulsiver Moment kann langfristige Konsequenzen haben.


Fexting ist also wie ein digitales Echo – was einmal hinausgeschickt wurde, hallt oft stärker zurück, als man denkt.

In der Schnelligkeit des Tippens verlieren wir das Bewusstsein für Zwischentöne, die im persönlichen Kontakt selbstverständlich wären. Wer das erkennt und innehält, bevor er auf „Senden“ klickt, hat den ersten Schritt zur Konfliktprävention bereits getan. Bewusste Kommunikation ist kein Zufall, sondern eine Entscheidung und sie schützt Beziehungen, Teams und uns selbst vor unnötigen Verletzungen.

 

Wenn Fexting im Job passiert

Auch im beruflichen Alltag ist Fexting längst angekommen – mit spürbaren Auswirkungen auf Unternehmenskultur, Teamdynamik und Produktivität. E-Mails, Chatprogramme wie Slack oder Teams und Messenger-Dienste wie WhatsApp ersetzen in vielen Organisationen persönliche Gespräche. Das spart Zeit, kostet jedoch oft Empathie und gegenseitiges Verständnis – zwei zentrale Säulen erfolgreicher Kommunikation und Führung.


Führungskräfte und Mitarbeitende erleben in der digitalen Zusammenarbeit immer wieder ähnliche Herausforderungen:

  • Über den Ton oder die Wortwahl einer Textnachricht wird länger nachgedacht oder sogar mit anderen gesprochen, als über den Inhalt selbst.

  • Unklare Formulierungen werden als Kritik oder Ablehnung verstanden.

  • Rückmeldungen, die schriftlich statt im Gespräch erfolgen, führen zu Missverständnissen.

  • Das Vertrauen schwindet, weil Unsicherheit entsteht, wie eine Nachricht tatsächlich gemeint war.


Studien zeigen, dass in Unternehmen zwischen zehn und fünfzehn Prozent der Arbeitszeit durch Konflikte gebunden sind. Bei Führungskräften liegt dieser Anteil sogar bei bis zu fünfzig Prozent (Quelle: KPMG-Studie zu Konfliktkosten). Digitale Kommunikationskonflikte – und damit auch Fexting – tragen unbewusst, aber spürbar zu diesen Reibungsverlusten bei. Wer Konfliktkompetenz und Konfliktfähigkeit stärkt, kann diesem Trend aktiv entgegenwirken.

 

Konfliktkompetenz, Konfliktfähigkeit und Resilienz – Schlüssel zur digitalen Balance

In einer zunehmend digital vernetzten Arbeitswelt sind Konfliktkompetenz, Konfliktfähigkeit und Resilienz zentrale Zukunftskompetenzen – sowohl für Teams als auch für Führungskräfte. Konfliktfähigkeit bedeutet nicht, Auseinandersetzungen zu vermeiden, sondern sie konstruktiv zu gestalten und Missverständnisse bewusst anzusprechen, gerade in virtuellen Kommunikationsräumen, wo Zwischentöne leicht verloren gehen. Hier kann Mediation entscheidende Unterstützung leisten. Sie schafft einen geschützten Rahmen, in dem Spannungen abgebaut, gegenseitiges Verständnis gefördert und Vertrauen wieder aufgebaut werden können. Durch strukturierte Gespräche und empathische Vermittlung lassen sich auch digital entstandene Konflikte nachhaltig lösen.


Ein Praxisbeispiel zeigt, wie wirkungsvoll das sein kann: Ein Team stand kurz vor der Auflösung, nachdem ein Chatkonflikt eskaliert war. Erst im Mediationsgespräch wurde deutlich, dass keine schlechten Absichten dahinterstanden, sondern lediglich unterschiedliche Kommunikationsgewohnheiten. Nach zwei gemeinsamen Terminen war die Zusammenarbeit nicht nur wiederhergestellt, sondern sogar gestärkt.

Führungskräfte, die auf Mediation, Coaching und gezielte Resilienzförderung setzen, investieren in langfristige Stabilität, stärkere Teams und ein gesundes Betriebsklima.


Weiterführende Impulse zu digitaler Kommunikation, Konfliktmanagement und nachhaltiger Lernkultur finden Sie im Beitrag „Konflikte im Team: Strategien für eine konstruktive Lösung“ auf www.proconsens.at sowie in meinem Blogbeitrag „MEDIATION – Konstruktives BRÜCKEN-BAUEN in konfliktbehafteten Teams“ auf www.competence-generation.com.

 

Strategien gegen Fexting: bewusst schreiben, klar kommunizieren

Digitale Nachrichten sind schnell geschrieben und viel zu oft zu schnell verschickt. Im Affekt zu tippen, ohne innezuhalten, kann fatale Folgen haben. Besonders dann, wenn Emotionen, Stress oder Missverständnisse im Spiel sind. Wer Konfliktkompetenz entwickeln möchte, sollte lernen, digitale Kommunikation bewusst zu gestalten. Fexting lässt sich in vielen Fällen vermeiden, wenn wir einen Moment länger nachdenken, bevor wir auf „Senden“ klicken. Ein kurzer Augenblick der Reflexion kann den Unterschied machen zwischen Klarheit und Eskalation.

 

Die folgenden Strategien helfen, digital gelassener zu bleiben und Missverständnissen vorzubeugen, bevor sie entstehen.

  • Innehalten: Nicht sofort tippen. Ein kurzer Moment Abstand bringt Klarheit und verhindert emotionale Kurzschlüsse. Holen Sie sich eine Tasse Tee oder gehen Sie 15 Minuten an der frischen Luft spazieren, bevor Sie lostippen.

  • Nachricht laut lesen: Wie klingt die Nachricht? Freundlich, respektvoll, klar? Wenn nicht, lohnt sich eine Anpassung. Im Zweifelsfall lieber einen Gang zurückschalten.

  • Ziel prüfen: Was möchte ich wirklich erreichen? Verständnis oder Recht behalten? Diese Frage verändert womöglich den Ton…

  • Ich-Botschaften verwenden: Aussagen wie „Ich fühle mich…“ öffnen den Dialog, während „Du machst immer…“ meist zur Verteidigung führt.

  • Medium wechseln: Wenn ein Thema heikel ist, lieber anrufen oder ein persönliches Gespräch führen. Stimme, Mimik und Gestik schaffen Verbindung und entschärfen Konflikte.


Diese kleinen Schritte sind Ausdruck von Konfliktfähigkeit. Sie zeigen, dass Kommunikation nicht nur aus Worten besteht, sondern auch aus Haltung.

 

Wenn es bereits passiert ist…

Trotz aller Vorsicht kann es vorkommen, dass ein digitaler Austausch eskaliert. Dann ist es entscheidend, den Weg zurück in den Dialog zu finden und Verantwortung zu übernehmen, statt den Konflikt weiter anzuheizen.

 

Hilfreich sind dabei folgende Ansätze:

  • Verantwortung übernehmen: Eine einfache Aussage wie „Ich sehe, dass meine Nachricht verletzend gewirkt hat“ öffnet die Tür zur Klärung.

  • Zuhören: Nachfragen, wie die Nachricht angekommen ist, und die Perspektive des Gegenübers ernst nehmen.

  • Erklären statt rechtfertigen: Den Hintergrund schildern, ohne Schuld zuzuschieben.

  • Gespräch suchen: Ein direktes Gespräch, wenn möglich persönlich oder zumindest per Video schafft Raum für Verständnis und beugt weiteren Missverständnissen vor.

  • Grenzen setzen: Wenn Emotionen hochkochen, darf eine Pause eingelegt werden. Abstand hilft, wieder konstruktiv zu kommunizieren.


Diese Strategien sind Teil einer bewussten Konfliktkultur, die Vertrauen stärkt – ob im privaten Umfeld oder im beruflichen Kontext.

 

Fexting und Führung – Kommunikation mit Bewusstsein

Gerade Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie in Organisationen kommuniziert wird. Sie setzen den Ton für Dialog, Feedback und Konfliktverhalten. Wer sich seiner Wirkung bewusst ist und auf achtsame, klare Kommunikation achtet, beugt Missverständnissen wirksam vor.

 

Führungskräfte können Fexting aktiv entgegenwirken, indem sie:

  • klare Kommunikationsrichtlinien etablieren, die respektvolle Sprache und digitale Etikette fördern,

  • Achtsamkeitstrainings, Resilienz- oder Kommunikationsworkshops anbieten, um emotionale Intelligenz im Umgang mit digitalen Medien zu stärken,

  • eine offene Feedbackkultur schaffen, die Dialog statt Distanz betont und Vertrauen wachsen lässt.


Und das ist lange nicht alles… Mehr rund um das Thema Konfliktresilienzkompetenz lesen Sie in meinem Blogbeitrag „Von der Herausforderung zur Chance: Resilienz im Umgang mit Konflikten“.

 

Fazit: Bewusste Kommunikation ist die neue Führungsstärke!

Fexting ist kein Randphänomen, sondern ein Spiegel unserer Kommunikationsgewohnheiten. Digitale Kommunikation ist schnell und bequem, aber auch anfällig für Missverständnisse. Wer achtsam, empathisch und konfliktfähig kommuniziert, gewinnt nicht nur Klarheit, sondern stärkt Vertrauen, Teamgeist und Resilienz – die wahren Ressourcen moderner Zusammenarbeit.


Ein bewusster Moment der Reflexion kann einfach viel mehr bewirken als hundert Nachrichten im Affekt.

 

Autorin: Christiana Scholz – Mediatorin, Trainerin, Coach & HR-ExpertinSchwerpunkte: Mediation, Konfliktkompetenz, Coaching, Resilienz & Führung, inter- und intrapersonelle KommunikationMehr über ihre Arbeit: www.competence-generation.com

 

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